Wie läuft es und geht´s so im Großen und Ganzen? In großer Runde ist ein Austausch darüber wegen Corona leider zur Zeit nicht möglich. So haben wir vor kurzem in unseren Briefkästen einen Fragebogen gefunden, den eine Wohnprojektlerin aus unser Mitte entworfen und dessen zahlreiche Antworten sie nun zu einem vielfältigen Stimmungsbild zusammengefasst und persönlich kommentiert hat.
Interessant ist das für uns als Gruppe – bestimmt aber auch für alle da draußen – z.B. für die Nachbarn um uns herum und für andere Wohnprojekte.
Wie hast du den Wechsel von deinem alten zu deinem jetzigen Zuhause erlebt?
Als Aktion verstanden, empfanden die meisten den Umzug als „Stress!!!“, bei guter Vorarbeit und „großen Hilfen“ aber auch als gut zu meistern. Natürlich hatten alle das Problem: „Wenn die eine Kiste leer war, standen da immer noch andere herum.“ Und da fast alle sich „verkleinerten“ … waren es eindeutig zu viele Kisten in zu kleinen Kellerräumen … .
Die Anstrengung des Umzugs hat auch überwältigt: „Sehr, sehr stressig, anstrengend in körperlicher Form …teilweise hilflos…“.
Hoffentlich konnten hier die vielen freundlichen Gesten und Aufmunterungen … im Treppenhaus, im Waschkeller, im sonnigen Innenhof helfen (dazu später mehr).
Die große Mehrheit meldete ihre Gefühlslagen, angefangen von der „Vorfreude“ und dem Gefühl von „Abenteuer“, die mit dem Wechsel verbunden waren. Sowohl das „Zurück in die alte Heimat (Stieghorst)“ als auch „die Freude auf mein neues Leben“ gab es, und hier und da fuhr ein kleines „Heimweh“ in die Insterburger Straße mit.
Ach nö: „… nicht schwierig – eine Erleichterung“, „Ich habe mich vom ersten Tag an zu Hause gefühlt!“. Na dann!!
Die Familien hatten mehr „süßen Ballast“ und Mühe, denn „es sollte alles schnell fertig werden“ – besonders für die Kleinen. „Es hat gedauert, aber jetzt sind wir alle angekommen!“ Vielleicht die mit den flotten bunten Laufrädern und Rollern am schnellsten.
Gefällt dir unser Haus und/oder siehst du Verschönerungsbedarf ? Wie gefällt dir deine Wohnung?
Es war ein Vergnügen, eure Antworten auszuwerten: Wenn auch in den Flur…- Gesprächen oft Mängel thematisiert wurden, bekamen Haus und Wohnungen keine schlechten Noten – im Gegenteil!
Das Haus wurde mit „toll“, „gefällt uns sehr gut“ und „grundsätzlich ja“ in den Notenbereich Sehr gut bis Gut minus eingeordnet, wobei die Kritik an dem Fassadenputz („geht gar nicht“) hier das Lob einschränkte. Die Neubau-Kinderkrankheiten wurden aber meistens mit Verständnis wahrgenommen: „Ich hoffe auf Reparaturarbeiten am und im Haus.“
Wird gemacht!
In den Verbesserungswünschen dominierte das Wörtchen „Grün“: für die Außenanlagen, für den Innenhof und die Laubengänge wurde Bepflanzung gewünscht, um den „kahlen Betoncharakter“ aufzuheben und das Haus wohnlicher erscheinen zu lassen. Die Gemeinschaftsbereiche und hier besonders der Innenhof sorgten aber vom ersten Tag an für „Wohnlichkeit“.
Und die Wohnungen? „Sehr gut!“, „Super!“, „Mega galaktisch!“, „Ich fühle mich im Luxus!“, „Ich habe noch nie so schön gewohnt!“, „Besser geht es nicht“, „Hell, gute Aufteilung…“, „Und so ruhig!“, „Sie ist so schön, wie ich sie mir gewünscht habe.“….
Ich könnte so weiter zitieren, von 18 Kommentaren sind 15 so positiv ausgefallen. Die Einschränkungen mahnten an: „ziemlich kalt“, sie vergaben eher die Note Befriedigend, weil „zu klein“, „zu wenig Steckdosen“, „zu kleiner Abstellraum“, nachlässige Verfugung der Fliesenarbeiten in Bad und Küche … .
Neben dem Kompliment „Besser geht’s nicht“ kann man das aber gut stehen lassen; ich könnte noch etwas über die Lüftung sagen … . Mängel sind dazu da, behoben zu werden.
Was hat dich in den ersten Tagen/Wochen im Wohnprojekt am meisten überrascht? Womit hast du nicht gerechnet?
„ …dass `Es´ so gut funktioniert“, antwortete eine Wohnprojektlerin und wenn ich in 11 von 15 Antworten lese, dass die Selbstverständlichkeit und Offenheit des Miteinanders sich so verblüffend schnell einstellten, und „wie nett es mit allen ist“, dann hat sie vielleicht oder bestimmt dieses Phänomen gemeint. Auch wenn die „vielen Termine nicht erwartet“ wurden ebenso wie „das Ausmaß des Einzuges aller Parteien“, war doch die Stimmung durchgängig „lächelnd“ und „herzlich“. Bei den ersten Singtreffen im Innenhof (von Nachbarn genossen!) und in der ersten Hausversammlung im sonnigen Innenhof beschrieb ein Wohni sie als „euphorisch“.
Auch wenn es danach wieder dunkel wurde, blieb es sonnig: „Ich konnte ohne Eingewöhnung sehr gut schlafen!“ … trotz Müllproblematik (wochenlang, auch selbstgemacht) und Polterei im Innenhof (nur einmal, auch selbstgemacht).
Vermisst du etwas, das dir besonders wichtig ist, in unserem Wohnprojekt? Kann das noch werden?
Sicherlich ist diese Frage zu früh gestellt worden: „Kann ich noch nicht sagen.“, „Bisher vermisse ich nichts.“ – also lohnt es sich, später noch einmal nachzuhaken.
Bis dahin gilt: „Mehr Miteinander!“, „Zusammenkünfte ohne Zweck“, „Mehr gemeinschaftliche Aktivitäten“, „fröhlich – sorglos – unbeschwertes Zusammensein!“, „Ideen, was gemeinschaftliche Aktivitäten in kleinen Gruppen angeht. Das wird aber.“
Nämlich „…ohne Corona, da hilft nur Abwarten und Teetrinken!“. Genauso – und zwar in kleinen Gruppen (dienstags!). Und samstags Kaffeetrinken!
Manchmal blitzte aber auch anderes durch: „Ich vermisse unseren alten Garten.“ (Heimweh?)… „Mietfragen… Steuerliches …“ (Sorgen?).
Was sollten wir in unserem Gemeinschaftsleben ändern und besser machen?
Die Antworten auf diese Frage ergeben sich aus vorangegangenen Fragen; und zudem ist sie auch „zu früh gestellt“. Hier konzentrierte sich die Hoffnung darauf, „dass wir später zusammenrücken können.“
Impulse sind aber schon da: „mehr lachen“ und „weniger meckern“. Und konkret: Wir könnten „zusammen Fernsehen gucken!“ ???Tatort??? ???Fußball??? Wie kann „mehr Leichtigkeit und Lachen“ gelingen bei diesen Tatörten und diesen Fußballergebnissen??? Und wo ist der Beamer oder der MegaFernseher?!
„Die Verabredungen am Samstag und am Dienstag finde ich gut – das ist ein Anfang.“ Das stimmt – und ich will von jetzt an immer befolgen, was meine Nachbarin (oben) anmahnt: „Das Erreichte und die Freude darüber betonen, weniger die Defizite.“
Ja. Wenn dieses Mal – dieses eine Mal – Bayern München nicht Deutscher Meister wird und wir dann den MegaFernseher haben. (Entschuldige, M.!)
Hat sich dein Leben durch den Einzug in unser Wohnprojekt auf spezielle Weise verändert?
Die Antworten auf diese Frage sind schwierig auf einen Nenner zu bringen – sie sind individuell. Es wird spürbar, dass wir aus verschiedenen Lebenswegen und -situationen hier im Projekt eingetroffen sind. Und dass wir die Veränderung unterschiedlich leicht oder schwer empfinden und verarbeiten.
Die Veränderung betrifft zunächst einmal die Organisation unseres Lebens: „Ja, unser Tages- bzw. unser Abendrhythmus hat sich verändert.“ Das betrifft wohl stark unsere Familien mit Schul- und KiTa-Kindern. „Radwege sind lääääänger geworden. Es ist soviel auf einmal im Wandel… .“
Darüber hinaus ist der Alltag auch arbeitsintensiver geworden: „Ich verbringe mehr Zeit mit Putzen und mit Wäsche… (Klar – denke ich! Neubau!), da ich oft Leute treffe :-).“ (Ach so!!! Auf der Treppe, im Waschkeller… ja, da vergeht die Zeit!).
Aber durch die notwendigen Hausputz-Einsätze ist hier eindeutig ein größerer Arbeitsaufwand entstanden: „Bleibt das so intensiv?“ „Ist das gerecht verteilt?“ Hm.
Zeit geht auch verloren durch „… den weiteren Weg zur Arbeit!“ – einmal um über 200 km – , sie wird andererseits gewonnen, wenn der/die Wohni „…näher an Freunden und Familie“ wohnt und „kürzere Wege zum Einkaufen“ hat.
Viele von euch sprechen bewusst über eine „neue Befindlichkeit“. Durch das „Kennenlernen vieler unterschiedlicher Menschen“… „ist das Leben interessanter …“, „ … bunter!“ geworden „Ich bin wesentlich entspannter“ und „Ich bin weniger einsam, habe mehr Grund zu lachen.“ „Das Haus und dessen Bewohner*innen geben eine, schöne, feste, sichere Umgebung…“, „…ein Gefühl der Sicherheit.“
In dieses Gefühl laden wir als Gemeinschaft die unter uns ein, die empfinden, dass sie „jetzt alleine leben.“ und denen „derzeit die Wurzeln fehlen.“ (Ich habe begründet die Mehrzahl gewählt).
Zum Schluss die beeindruckende Meldung: „Ja, mein Kopf hat eine höhere Decke, mag an der offenen Wohnung liegen.“ 🙂
Was planst du für die nächste Zeit? Was wünschst du dir?
„Ich plane nichts, ich gucke zu, wie es läuft.“
Ganz weise finde ich diese Antwort… aber vielversprechender ist die mehrheitliche Reaktion: „Ich wünsche mir Gespräche mit Wohnis, die ich noch nicht kenne…“, um „ …die Smalltalk-Ebene zu überwinden…“ und alle „ … richtig kennen zu lernen!“
Arbeitswillige bis -wütige haben wir auch viele, sie möchten sich „in verschiedene Teams gut einarbeiten“ oder „Garten gestalten“ oder „die Kinderraumgestaltung voranbringen“ … und „Kekse backen“! Für ein „großes Fest“. Für die „tolle Einzugsfete“ … auf der wir „die ganze Nacht lang tanzen“, reden, lachen …!
Den Blick über den Tellerrand gibt es auch schon: Um „weiter in Bielefeld anzukommen“, möchten einige die „neue Heimat“ besser kennen lernen (Ich mache mit, bin aber schon bis zu den Kasematten vorgedrungen). Bestimmt schließe ich mich der „Orientierung im Stadtteil (Sportangebote, Ärzte, …)“ an. Viel Glück beim „Start ins Ehrenamt als Lese- und Sprachpatin“ Und Kompliment: Vielleicht schließt sich jemand an?!
Nein, es soll nicht verschwiegen werden, dass die Wohnis „Zeit zum Ankommen“ brauchen – für sich selbst und das „Zusammenspiel der Verantwortung aller im Projekt“.
Und nach diesem Einblick in die Beschaffenheit ins neue Wohnprojekt – klein, aber fein – glaube ich an viele Hände, die behilflich sind, „um mehr Zufriedenheit im Leben zu erlangen“, und „um glücklich zu werden“.
Stand: Ende September 2020