„zu Tisch“

Gemeinsames Frühstück auf einem Schulbauernhof

Ein Artikel in der „Die Zeit“ (Nr. 32, „Gemeinsam Essen“) über das wunderbare Erlebnis des Essens in der Gemeinschaft erinnert mich daran, dass ich mich am 04. August mit  Wohnprojektler*innen zum Frühstück auf dem Ummelner Schulbauernhof treffe.

Hm. Der 04. ist ein Sonntag – „Die Zeit“ hat gut reden… Ich soll raus aus meinem gemütlichen Sonntagsbett … Kaffee vorkochen, Käse, Obst und Konsorten einpacken … hungrig!? Würden meine Mitstreiter*innen ihre Kleinsten wecken, sie anziehen, Ersatzwindeln, Trinkfläschen, Spielzeug einpacken – am Sonntag?

„Zu Tisch!“, sagt die „Die Zeit“, „Nichts verbindet Menschen so wie das gemeinsame Essen. Das macht es zur Geheimwaffe in heiklen Situationen – für Eltern wie für Staatschefs.“

Wir haben beides im Wohnprojekt. Das wollen wir doch mal sehen, denke ich…

… und stopfe auch noch Hund, Hundenapf und Hundefutter ins Auto.

Die Sonne scheint, die Waldluft ist frisch, Hühner gackern, der Tisch ist schon gedeckt und …

Wer hat das alles organisiert, aufgebaut, gebacken, geschnibbelt, gerührt?! Diesen Tisch sollte „Die Zeit“ aufs Titelblatt setzen… Käse, Obst und Konsorten passen auch noch drauf.

20 Menschen, die Jüngste ist 2 Jahre alt, die Älteste 70, sie stehen später zusammen vor Hühner- und Kaninchenstall und verständigen sich genüsslich.

Und die anderen?

Gelächter, Palaver, Ah- und Oh-Rufe, „Hast du das gemacht?“ „Das kenn´ ich gar nicht.“ „Meine Oma konnte das auch.“ „Lecker!“ Gespräche über Anfahrt, Wetter, Rosenverpflanzung, Herkunft/Beruf, Dürreprobleme, Bodenbelege und Wandverkleidung, Donald Trump, Lebensmittelpreise … „Es ist ganz erstaunlich, worüber die alles reden“, von „Höcksken auf et Stöcksken“, sowohl Eltern als auch Staatschefs. Und alles mit vollem Mund, denn wenn der Bauch zufrieden ist, werden selbst Riesenprobleme klein und überschaubar. Die Stimmung wird entspannter, das Lachen häufiger. Wir kommen uns näher und lernen uns kennen.

Hach, tut das gut – mit euch frühstücke ich wieder, auch wenn dann Hühner, Schweine, Wald und Brombeeren nicht dabei sind – in unserem Gemeinschaftsraum, auf unserer Terrasse, im Innenhof, auf dem Laubengang, im Garten, in meiner Wohnung, in eurer Wohnung …. wo auch immer (Mittag- und Abendessen gehen natürlich auch!).

Ist das Essen gut, lassen sie sich (die Menschen) davon beeindrucken. Das ist Tiefenpsychologie.“,  sagt ein kluger Psychologe; er und „die Zeit“ haben ziemlich recht.